Immer mehr Sportler im Profi- und Freizeitbereich tragen Kompressionskleidung. Ob Socken, Shorts, lange Hosen, Oberteile oder Ganzkörperanzüge – inzwischen ist ein ganzer Markt entstanden. Doch hat das Tragen dieser Spezial-Kleidung überhaupt einen Effekt und wenn ja, welchen? Dazu referiert Amanda Magosch, Assistenzärztin der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Osnabrück auf dem 15. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie.
Die Popularität begann im Laufsport mit den Socken und weitete sich dann auf andere Körperregionen und Sportarten aus. Die Sportler versprechen sich von der Kompression vor allem eine bessere Durchblutung der Muskulatur. Diese soll dadurch warmgehalten werden und die umgangssprachlich „schweren Beine“, also die Müdigkeit der Muskulatur in der Aktivität und der Muskelkater im Anschluss, sollen verhindert oder zumindest verzögert werden. Entsprechend greifen vor allem Athleten in Ausdauersportarten gern zur Kompressionskleidung der Beine.
Neben dem Laufsport hat Kompressionskleidung z.B. auch im Triathlon und im Radsport Einzug gehalten. Im Wintersport tragen z.B. Skilangläufer immer wieder einen Ganzkörper-Kompressionsanzug unter der Kleidung.
Magosch: „Einige nehmen diese Kleidung, soweit zugelassen, für den Wettkampf. Andere tragen sie in der Regenerationsphase, um diese zum Beispiel durch eine abschwellende Wirkung oder auch einen schnelleren Abtransport von Abfallprodukten aus dem Muskel zu beschleunigen.“
Seit 2010 gibt es verschiedenste Studien zur Kompressionskleidung. Amanda Magosch wertete große wissenschaftliche Arbeiten aus, die sehr viele Studien inkludierten.
Der Effekt von Kompressionskleidung kann an verschiedenen Parametern gemessen bzw. untersucht werden. Neben Untersuchungen zu Kraft und Schnelligkeit werden auch Faktoren wie beispielsweise Blutfluss, Hauttemperatur, Laktatkonzentration und vieles andere analysiert.
Das Fazit der Ärztin fällt nüchtern aus: „Ein deutlicher Effekt war bislang nicht nachzuweisen. Ein Problem ist, dass es kaum auf den Sportler zugeschnittene, individuell gefertigte Kompressionskleidung gibt. Bei einer personalisierten Kompressionskleidung könnte die Sache anders aussehen.“
Bei der Hüftarthrose, einer Verschleißerkrankung des Hüftgelenks, wird die schützende Knorpelschicht des Knochens irreparabel geschädigt. Dabei schmerzt zunächst das Gelenk nur bei Belastung, z. B. beim Gehen, später aber auch im Ruhezustand. Mit der Zeit lässt die Beweglichkeit nach, sodass auch alltägliche Aufgaben, beispielsweise das Anziehen von Strümpfen, zur Herausforderung werden. Die wichtigsten Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden sind Bewegung, entzündungshemmende Schmerzmittel und ggf. eine Gewichtsabnahme.
Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht derzeit ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, ob eine Physiotherapie eine operative Therapie bei Patientinnen und Patienten mit Hüftarthrose verzögern oder vermeiden kann.
Die nun vorliegenden vorläufigen Bewertungsergebnisse veröffentlicht das IQWiG mit dem Ziel, wichtige Argumente oder Hinweise aus der Fachöffentlichkeit und von allen Interessierten miteinzubeziehen.
Das IQWiG bittet um Stellungnahmen
Zu dem vorläufigen Bericht bittet das IQWiG bis zum 24.09.2024 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um eine Gesundheitstechnologie-Bewertung (engl. Health Technology Assessment = HTA) im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen der ThemenCheck-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.
Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durch. Die Ergebnisse aus der Anhörung können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen Berichts führen.
Die ThemenCheck-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (ThemenCheck kompakt) und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.
Originalpublikation:
https://www.iqwig.de/sich-einbringen/themencheck-medizin/berichte/ht22-03.html
Digitale Gesundheitstechnologien sind ein heiß diskutiertes Thema, aber bislang ist unklar, in welchem Ausmaß welche Technologien in der physiotherapeutischen Praxis tatsächlich zum Einsatz kommen. Eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Grüneberg vom Studienbereich Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) geht dieser Frage nun auf den Grund.
Zusammen mit Forscher*innen der HU University of Applied Sciences Utrecht (Niederlande), der Universität Melbourne (Australien), der Umea University (Schweden), der Escola Superior de Saude do Alcoitão (Portugal) und der Chartered Society of Physiotherapy (Vereinigtes Königreich) untersucht die Arbeitsgruppe „Digitale Gesundheitsversorgung“ den Einsatz und die Einstellung gegenüber digitaler Gesundheitstechnologie unter Physiotherapeut*innen.
Die Studie wird zeitgleich in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Australien, Portugal und dem Vereinigten Königreich durchgeführt, um sowohl nationale als auch internationale Vergleiche zu ermöglichen. Dabei interessieren sich die Forscher*innen besonders für Nutzungsgrad und Akzeptanz digitaler Gesundheitstechnologien, in welchen Bereichen Physiotherapeut*innen digitale Gesundheitstechnologien am häufigsten einsetzen und welche spezifischen Anwendungen als besonders nützlich erfahren werden. Durch die gleichzeitige Durchführung der Studie in mehreren Ländern können nationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Umgang mit digitalen Gesundheitstechnologien identifiziert werden. Möglicherweise lassen sich hierdurch Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Institutionen ableiten, um die Integration digitaler Technologien in die Gesundheitsversorgung zu unterstützen und zu fördern.
„Diese Umfrage bietet eine wertvolle Gelegenheit, ein umfassendes Bild über den aktuellen Stand der Nutzung digitaler Gesundheitstechnologien in der Physiotherapie zu gewinnen“, erklärt Christian Grüneberg. „Wir laden alle Physiotherapeut*innen herzlich ein, an der Studie teilzunehmen und so einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung dieses spannenden Feldes zu leisten.“
Ausblick
Die Forschungsarbeit bietet eine wertvolle Gelegenheit, ein umfassendes Bild über den aktuellen Stand der Nutzung digitaler Gesundheitstechnologien in der Physiotherapie zu gewinnen. „Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, die Nutzung digitaler Gesundheitstechnologien in der Physiotherapie zu optimieren und letztlich die Qualität der physiotherapeutischen Versorgung zu verbessern“, so Grüneberg. „Interessierte Physiotherapeut*innen sind herzlich eingeladen, an unserer Umfrage teilzunehmen, unabhängig davon, ob sie digitale Gesundheitstechnologien bereits nutzen, skeptisch sind oder noch nicht darüber nachgedacht haben.“
Hier geht es zum Fragebogen. Die Bearbeitung dauert etwa 15 Minuten.